Hybriden (F1)
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch kurz auf die F1-Hybriden eingehen, da man ja irgendwie nicht mehr daran vorbeikommt, und ich gerne darüber aufklären möchte, was man sich damit ins Haus bzw. in den Garten holt.
Hybriden sind einer Kreuzung zwischen zwei unterschiedlichen Elternsorten entsprungen. Im Unterschied zu samenfesten Sorten, die ihre jeweiligen Eigenschaften (Fruchtfarbe, -größe, Resistenzen, Ertragshöhe usw.) reinerbig („homozygot“, Mendelsche Vererbungslehre) an ihre Nachkommen weitergeben, passiert dies nicht bei den Hybriden. Die Merkmale der F1-Pflanze spalten sich in den nachfolgenden Generationen in die Eigenschaften der ursprünglichen Elternteile auf, so dass man nicht mehr dieselben Eigenschaften wie bei der F1-Generation erwarten kann. Auch sind die Samen einer F1-Pflanze teilweise gar nicht erst keimfähig.
Ein Beispiel: Pflanze A trägt rote, runde, süße Früchte und ist sehr ertragreich. Pflanze B trägt gelbe, säuerliche, ovale Früchte, ist resistent gegen diverse Krankheiten, dafür ist die Ernte mäßig. Die F1-Generation dieser beiden Pflanzen hat bsp. rote, ovale und süße Früchte und ist sehr ertragreich sowie krankheitsresistent. Nimmt man von dieser Pflanze wiederum Samen (F2-Generation), werden sich die Eigenschaften der Pflanzen dieser F2-Generation entweder in die ursprüngliche Pflanze A oder in die ursprüngliche Pflanze B aufspalten (weil die Eigenschaften nicht im genetischen Erbgut festgehalten sind). Man bekäme also nie wieder eine Pflanze, die dieselben Eigenschaften hat wie die F1-Generation.
Warum macht man sowas, ist die Frage? Meiner Meinung nach nur aus einem Grund: damit die großen Konzerne (z.B. Monsanto aus den USA) Gewinne scheffeln können, weil jedes Jahr neues Saatgut gekauft werden muss und nicht selbst weitervermehrt werden kann. Dies trifft besonders die Erwerbsanbauer, die jährlich für teures Geld neues Saatgut kaufen müssen (die F1-Sorten sind wesentlich teurer und enthalten meist nur 4-5 Korn/Packung). Die F1-Generationen haben ein üppigeres Wachstum (und sind dadurch ertragreicher; „Heterosiseffekt“, tritt nur in der F1-Generation auf), sind resistenter gegen Krankheiten (kann ich persönlich zwar nicht bestätigen, zumindest nicht, was die Tomatenzucht anbetrifft, aber so wird es beschrieben), und sie sind beständiger in ihren Eigenschaften (z.B. eine extrem einheitliche Fruchtgröße, -form, -farbe…).
Ich habe auch mit Hybriden experimentiert und versuche seit einigen Jahren, Nachkommen von zwei ehemaligen F1-Hybriden zu stabilisieren. Dazu musste ich natürlich auf einige der ursprünglichen Eigenschaften verzichten (bei der einen Sorte betrifft es die Farbe der Früchte, bei der anderen die Form). Ich bin gespannt, ob es gelingt, denn mir geht es in erster Linie um den Geschmack, und der ist glücklicherweise bei beiden Sorten derselbe geblieben 🙂
Grundsätzlich bin ich aber kein Fan von F1-Hybriden, denn ich als Hobbygärtnerin kann es durchaus verkraften, wenn eine Pflanze keinen Massenertrag bringt oder die Früchte in der Größe etwas variieren – und gegen Krankheiten beuge ich sowieso mit meinen Kräuterbrühen vor…davon abgesehen, konnte ich bei keiner durch mich getesteten F1-Sorte eine wie auch immer geartete Resistenz gegen irgendeine Krankheit feststellen. Wenn eine Krankheit in meinen Beständen ausgebrochen war, hat es immer auch die Hybriden erwischt. Der Hauptgrund aber, weswegen ich den Hybriden mehr als kritisch gegenüberstehe, ist der, dass ich es nicht einsehe, dass mir ein Konzern vorschreibt, welche Sorten ich anzupflanzen habe und ich diese dann noch nicht einmal selbst weitervermehren kann. Außerdem verschwindet auf diese Art der Großteil der alten Sorten, die Vielfalt nimmt ab, und das kann es einfach nicht sein! Ich vermehre meine Sorten entweder selbst oder beziehe sie von der Arche Noah, von Dreschflegel, von Gerhard Bohl (Erhalter alter Gemüse- und Blumensorten) oder von Gartenfreunden im Tausch.