Krankheiten/physiologische Störungen/Schädlinge
Leider gibt es sie zuhauf: Krankheiten und Schädlinge, die gerne unsere Tomaten befallen. Grundsätzlich sind gesunde, kräftige Pflanzen der beste Schutz. Man kann Erkrankungen und Schädlingen vorbeugen, indem man regelmäßig prophylaktisch Brühen und Tees gibt (siehe „Biol. Pflanzenstärkung“) und die Pflanzen auf keinen Fall überdüngt. Auch sollte man darauf achten, dass keine Staunässe entsteht und die Pflanze an sich nicht mit Wasser zu benetzen, damit Pilzinfektionen & Co. keine leichten Bedingungen vorfinden. Ein Standort in voller Sonne, ein Dach oder ein Gewächshaus (das gut belüftet sein MUSS!) sind optimal. Ich grabe immer den kleinen Topf, in die ich jeweils die Keimlinge pikiert hatte, am Fuße der Pflanzen mit ein und gieße ausschließlich hierüber die Pflanzen – so kann kein/kaum Spritzwasser an die Pflanzen kommen und eventuelle Pilzsporen, die sich auf der Erdoberfläche befinden, werden nicht mit dem Gießwasser an die Pflanze gespritzt. Wichtig ist auch, dass man, nachdem man befallene Pflanzenteile berührt hat, sich umgehend die Hände wäscht, bevor man andere, gesunde Pflanzen anfasst. Das Risiko der Übertragung durch Sporen usw. ist groß! Wie man bereits hier schon herauslesen kann, sind das Hauptproblem diverse Pilzinfektionen.
Ich werde im Folgenden zwar alle möglichen Krankheiten und Schädlinge aufführen, sie aber nicht bis ins kleinste Detail erklären und beschreiben. Dafür gibt es bereits jede Menge Seiten im Internet – besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen/Euch den Bio-Gärtner (http://www.bio-gaertner.de/pflanzen/Tomaten/Schadbilder). Es handelt sich um die meiner Meinung nach beste, umfangreichste und informativste Homepage zum Thema „biologisch Gärtnern“ in deutscher Sprache. Ich habe in meinen Gartenanfangsjahren sehr von dem immensen Fachwissen profitiert und kann sie daher uneingeschränkt weiterempfehlen – ein absolutes MUSS für jeden Biogärtner!
Zuerst die häufigste Erkrankung, die uns Tomatenzüchter nahezu jedes Jahr heimsucht – spätestens gegen Ende der Saison, wenn die Tage kürzer und die Nächte feuchter werden (hohe Luftfeuchtigkeit und starke Tag/Nacht-Temperaturschwankungen fördern eine Infektion):
Kraut- und Braunfäule –Phytophthora infestans
Eine Pilzinfektion, die den Pflanzen in Nullkommanix den Garaus machen kann! Sie ist hochansteckend und vernichtet sowohl die Pflanze als auch deren Früchte. Man sollte nie gleichzeitig Kartoffeln und Tomaten anbauen, denn die Fäule wird von Kartoffeln auf Tomaten übertragen. Aber auch das kann unsere Tomatenpflanzen nicht restlos schützen, denn die Sporen dieser gefürchteten Krankheit haben eine Reichweite von 100 km und mehr! Man kann dem Ganzen nur wie oben beschrieben begegnen und hoffen, dass es die eigenen Pflanzen kaum oder wirklich erst gegen Ende der Gartensaison erwischt. Im Erwerbsanbau werden diverse chemische Mittel gespritzt, was ich persönlich zwar verstehen kann, denn dort stehen Existenzen auf dem Spiel, aber für mich als Hobbybiogärtner so nicht in Frage kommt. Große Erfolge habe ich auch bei der Fäule mit meiner Ackerschachtelhalmbrühe erzielt – man kann sie damit zwar leider auch nicht komplett heilen, aber den Befall bei regelmäßiger Anwendung erheblich hinauszögern oder sogar vorläufig stoppen. Und wenn der Sommer auch ein Sommer ist, besteht selten die Gefahr eines frühen Befalls (natürlich sollten auch oben genannte Faktoren wie keine Staunässe, gute Belüftung etc. stimmen). Bei den kleinsten Anzeichen gebe ich an drei aufeinanderfolgenden Tagen mein Wundermittel Ackerschachtelhalmbrühe, dieses wiederhole ich alle 1-2 Wochen, und bisher hat es immer für einen Stopp oder zumindest eine Verlangsamung des Befalls geführt. Es wird immer wieder geschrieben, dass befallene Pflanzen(-teile) nicht auf den Kompost gegeben werden sollen, aber nach meinen Erfahrungen ist die Gefahr gering bis nicht vorhanden. Ich weiß von einigen „Tomatenfreunden“, dass sie genau wie ich nichts darauf geben und dennoch keine großen Probleme mit der Fäule haben. Eigentlich habe ich in den 15 Jahren Tomatenzucht nur ein einziges Jahr gehabt, in dem die Fäule massiv zugeschlagen und meinen gesamten Bestand mitten im Sommer so gut wie vernichtet hat; in dem Jahr habe ich mich allerdings aus privaten Gründen kaum um die Pflanzen gekümmert, sie hatten keinen Kompost bekommen und die Brühen haben sie auch nie gesehen – das war mir eine Lehre 😉 In allen anderen Jahren kam sie, wenn überhaupt, erst im Herbst/Winter, und es waren nur leichte Fälle dabei.
Nun aber noch kurz zu den Symptomen: es kann die gesamte Pflanze befallen werden, meist beginnt der Befall an einzelnen Blättern. Es bilden sich bräunlich-grüne Flecken, die dann gräulich werden (Unterseite der Blätter weiß belegt). Bei trockenem Wetter vertrocknen die befallenen Blätter, bei feuchter Witterung verfaulen sie regelrecht. Bei voranschreitender Infektion werden auch die Stiele und Früchte (eingesunkene, durchsichtige Flecken) befallen. Die Krankheit geht nicht auf die Samen über, die Früchte allerdings sollten nicht mehr gegessen werden, da die Pflanze sich mit giftigen Abwehrstoffen (Phytoalexine) gegen den Befall wehrt.
Noch kurz zum Thema „resistente Sorten“: kurz und knapp, meiner Ansicht nach gibt es sie nicht. Meist werden sog. resistente Sorten nur später als der Rest befallen. Ich habe es selbst getestet und dazu (wohl oder übel) veredelte F1-Hybriden genommen. Mit der Erkenntnis, dass sie wie gesagt NICHT resistent waren.
Weitere mögliche Erkrankungen sind:
Bakterienwelke – Corynebacterium michiganense, Clavibacter michiganensis (Bakterien) Einige Zeit nach der Pflanzung welken einzelne Fiederblättchen. Eine Hälfte der Pflanze zeigt Welkeerscheinungen, die andere Hälfte nicht. Im Stängel sind die Leitungsbahnen braun verfärbt. Auf den Früchten zeigen sich „Vogelaugenflecken“.
Samtfleckenkrankheit – Cladosporium fulvum (Pilz) Oberseite der Blätter: unscharfe, fahlgelbe Flecken, Unterseite: bräunlicher, samtiger Sporenbezug, Blatt stirbt ab (vertrocknet). Hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme begünstigen den Ausbruch.
Dürrfleckenkrankheit – Alternaria solani, Alternaria dauci (Pilz) Runde, graubraune-braune Flecken, oft von Blattadern begrenzt. Ringförmige Zonierung. Nach und nach Übergang auf obere Blätter. Blätter rollen sich ein und/oder sterben ab. Längliche Flecken auf den Stängeln. Früchte faulen im Kelchbereich (weichfaul).
Grauschimmel – Botrytis cinerea (Pilz) Graugrüne Flecken auf allen Pflanzenteilen möglich, im voranschreitenden Verlauf grauer Sporenrasen. Pflanze kann absterben. Auf den Früchten Geisterflecken. Infektion bei hoher Luftfeuchtigkeit und nassen Pflanzen.
Echter Mehltau – Oidium cycopersicum (Pilz) Mehlige, weißliche Flecken an allen Pflanzenteilen (Beginn meist an den Blättern), die bei voranschreitender Erkrankung das ganze Blatt überziehen kann. Blätter färben sich gelblich-braun, welken und vertrocknen. Die Früchte bleiben lange symptomfrei, im Endstadium befällt der Pilz sie allerdings auch.
Fruchtlederfäule (Pilz) Früchte werden unten faul und ledrig.
Frucht- und Stängelfäule – Didymella lycopersici (Pilz) An erwachsenen Pflanzen ist unten am Stängel das Rindengewebe eingesunken und schwarz verfärbt. Bei voranschreitender Erkrankung welken die Pflanzen, die Blätter werden gelb.
Tabakmosaikvirus (Virus) Hell- und dunkelgrüne mosaikfleckige Blätter, dunkelgrün aufgewölbte Blätter, Wuchshemmung, Ertrag sinkt. Kann durch Samen und/oder Tabakrauch übertragen werden, hochansteckend.
Gurkenmosaikvirus (Virus) Mosaikartige, gelbe Flecken und Verkrüppelungen an den neuen Blättern, im weiteren Verlauf flächenartige Ausbreitung der Flecken. Wuchshemmung, Ertrag sinkt.
Fadenblättrigkeit/Farnblättrigkeit – Mischform aus Tomaten- und Gurkenmosaikvirus, Wuchshemmung, Blätter sehen „fädrig“, dünn und fein („spindelig“) aus. Geringerer Ertrag, Früchte verändern sich häufig in Farbe und Gestalt. Siehe Tomatenmosaikvirus und Gurkenmosaikvirus.
Sclerotiniafäule – Sclerotinia sclerotiorum/trifoliorum/minor (Pilz) Weißlicher, watteartiger Schimmel mit schwarzen, punktartigen Sklerotien (auf Blättern und Früchten), eingetrocknete weißliche Stellen am Stängel, Blätter verbräunen und faulen. Breitet sich aus und kann für das Faulen der gesamten Pflanze sorgen. Sporen sind viele Jahre überlebensfähig!
Korkwurzelkrankheit – Pyrenochaeta lycopersici (Pilz) Bei heißer Witterung zeigen sich Welkeerscheinungen. Pflanzen wachsen deutlich langsamer, der Ertrag sinkt. Verdickte Wurzeln, mit korkartigem Gewebe überzogen, Längsrisse.
Schwarzfäule – Alternaria petroselini usw. (Pilz) Blattwerk wird erst braun und fault anschließend. Mildes, feuchtes Wetter begünstigt den Befall.
Auflaufkrankheiten bei Keimlingen (meist Pilzmischinfektionen)
Fusarium-Welke – Fusarium oxysporum f.sp.lycopersici (Pilz) Befall bei Temperaturen um 27 – 28°C. Die unteren Blätter welken und sterben ab. Befall meist nur an einer Seite der Pflanze. Die Gefäße im aufgeschnittenen Stängel und in den Blattstielen zeigen sich braun. Die Früchte bleiben klein und/oder werden zum Teil abgestoßen.
Verticillium-Welke – Verticillium alboatrum (Bodenpilz) Die unteren Blätter werden aufgrund verstopfter Wasserleitungsbahnen gelb und welken. Bei sonnigem Wetter kurzfristige Erholung. Wie bei Fusarium sind die Gefäße gelb-braun verfärbt – Verwechslungsgefahr mit Fusarium ist groß! In der Regel stirbt innerhalb kürzester Zeit die gesamte Pflanze ab.
Physiologische Störungen (u.a.):
Blütenendfäule (Calciummangel oder Calcium festgelegt und daher nicht verwertbar, Unterseite der Früchte sinkt leicht ein, wird erst durchsichtig blasig, später braun und hart, sog. „Trockenfäule“)
Schopftriebe (entstehen durch Überdüngung)
Grün- und Gelbkragen (teilweise sortenabhängig, kann aber auch durch Überdüngung, zu starke Sonnenstrahlung oder Hitze entstehen – ungefährlich, die Früchte sind dennoch genießbar bis auf die verfärbte Stelle, diese ist verhärtet.)
Platzen/Einreißen der Früchte (zu stark schwankende Wasserversorgung; häufig, wenn nach längerer Trockenheit zu viel auf einmal gegossen wird; es gibt auch anfällige Sorten, wenn nämlich die Schale eher dünn und weich ist.)
Löffelblättrigkeit (Trockenheit, zu starkes Düngen oder Ausgeizen, Blätter rollen sich von unten nach oben ein.)
Kälteschaden (Aufhellungen zw. den Blattadern, die im weiteren Verlauf nekrotisch werden. In Extremfällen werden die Blätter braun und vertrocknen. Besonders Jungpflanzen keinen Temperaturen unter 5°C aussetzen.)
Magnesiummangel (Blattadern grün, Rest vom Blatt gelb. Meist nur an den unteren bis mittleren Blättern. Im weiteren Verlauf können die Bereiche zw. den Blattadern vertrocknen. Tritt oft bei sandigen, sauren, leichten Böden auf oder bei zu hohen Stickstoff- und Kali-Gaben – dies kann die Mg-Aufnahme verschlechtern.
Nasenbildung (erblich bedingt, hat keinen Einfluss auf die Qualität der Früchte bzw. der Pflanze, keine Behandlung nötig und möglich)
Sonnenbrand (Blätter werden weiß und vertrocknen. Ist die Triebspitze betroffen, findet kein weiteres Wachstum mehr statt. An den Früchten zeigt sich Sonnenbrand durch eingesunkene, weißliche Flecken. Keine Behandlung möglich.)
Gelbfärbung der Blattränder (Molybdänmangel)
Schädlinge:
Blattläuse, Thripse, weiße Fliegen, Spinnmilben, Kartoffelkäfer, Wurzelfliegen, Raupen, Tomatenminierfliegen, Tomatenrostmilben, Mottenschildläuse, div. Blattwanzen usw.
Alle Schädlinge haben gemeinsam, dass sie als Überträger verschiedenster Krankheiten fungieren (Viren, Pilze, Bakterien). Aus diesem Grund sollte umgehend reagiert werden, sobald die ersten Schädlinge entdeckt werden (siehe „Biol. Pflanzenstärkung“). Ich habe sehr gute Erfahrungen sowohl mit dem Einsatz von Nützlingen gemacht als auch mit den biologischen Mitteln von Neudorff. Beides kann man in den meisten Fällen sogar miteinander kombinieren.