Nach dem Auspflanzen werden die Jungpflanzen täglich bis zu 3 cm wachsen, und es ist an der Zeit, sich nach Haltestäben umzuschauen. Ich nutze sowohl Bambusstäbe als auch Spiralstäbe. Verwendet man letztere, sollte man die Pflanze gut um die Spirale „wickeln“, ansonsten sackt sie irgendwann in sich zusammen und droht abzuknicken. Anfängern rate ich daher, entweder auf Bambusstäbe oder auf die grün ummantelten Metallstäbe zurückzugreifen. Nutzt man Bambusstäbe, sollte man diese nach der Saison vernichten, falls man Krankheiten an den Pflanzen hatte. Viren, Bakterien und Pilzsporen haften ihnen dann an und sind nicht restlos zu beseitigen, da sie im Holz selbst sitzen können. Die erwähnten grün ummantelten Metallstäbe sind dagegen leicht zu reinigen, allerdings sind sie auch teurer als Bambusstäbe (was sich natürlich irgendwann amortisiert, denn wenn man jedes Jahr neue Bambusstäbe kauft, könnte man genauso gut einmal tiefer in die Tasche greifen und die Metallstäbe erwerben).

Die Pflanzen werden immer oberhalb eines Blattes bzw. eines Seitenarmes am Stängel der Pflanze in Form einer Acht angebunden (die überkreuzte Stelle der „Acht“ liegt zw. dem Stab und dem Stamm) – bitte die Schlaufen nicht zu eng ziehen, denn die Pflanze wächst ja noch und wird auch am Stängel an Umfang zunehmen! Ich empfehle Bast zum Anbinden – aber egal, welches Band man benutzt, wichtig ist, dass es sich nicht in den Stängel „schneiden“ kann.
Kommen wir zum nächsten Thema, dem Ausgeizen (Achtung, Buschtomaten und Ampeltomaten werden NICHT ausgegeizt und benötigen keinen Stab!). Hiermit ist gemeint, dass man die Triebe, die aus der Achsel zwischen dem Hauptstamm und einem Seitenarm (an dem die Blätter der Pflanze sind) herauswachsen, herausbrechen sollte. Ansonsten verzweigt sich die Pflanze immer weiter, was dazu führt, dass sich zwar eine Menge Früchte bilden, diese aber nicht ausreifen können. Auch beginnt die Ernte dadurch später. Am besten bricht man die Geiztriebe einfach mit einem kleinen Ruck heraus. Ich rate von dem Abschneiden mit einem Messer oder einer Schere ab, denn dadurch überträgt man im schlimmsten Falle Krankheiten von einer zur anderen Pflanze. Das Ausgeizen sollte man am besten an einem sonnigen, möglichst warmen bzw. heißen Tag vornehmen, damit die offenen Stellen schnell abtrocknen können – so hält man die Gefahr einer Besiedelung der Wunde mit Pilzen, Bakterien und Viren gering. Hat man genug Platz, so kann man die Pflanzen ruhig auch zweitriebig ziehen, sprich: man lässt einen Geiztrieb stehen, der dann parallel zum Hauptstamm in die Höhe wächst. Auch bei diesem das regelmäßige Ausgeizen nicht vergessen! Die Pflanzen produzieren fortlaufend Geiztriebe, und es ist ratsam, sie möglichst früh zu entfernen, denn je dünner und kleiner der Geiztrieb ist, desto kleiner fällt natürlich auch die Wunde aus. Wer sich nicht sicher ist, ob es sich um einen Geiztrieb oder einen Fruchttrieb handelt, sollte aber besser erstmal abwarten – wäre sonst zu ärgerlich! Fruchttriebe wachsen übrigens seitlich direkt am Hauptstamm heraus.


Sobald die Pflanzen angewachsen sind, kann gedüngt werden. Bitte nicht zu viel und nicht zu oft! Da ich meine Tomaten grundsätzlich rein biologisch ziehe, bitte ich um Verständnis, dass ich keine näheren Angaben zu Kunstdüngern etc. mache. Nur so viel: wer unbedingt chemische Dünger verwenden will, sollte diese auf keinen Fall in der auf den Packungen angegebenen Dosierungen verwenden. Ich kann nur jedem raten, sie höher zu verdünnen als vom Hersteller empfohlen. Die Gefahr, die Pflanzen zu überdüngen, ist wirklich sehr groß, und dann war jede Mühe und Arbeit umsonst. Ich würde es nicht so oft schreiben, wenn ich es in meinen Anfängerjahren nicht selbst erlebt hätte 😉 Chemische Dünger sind schnell wirkende, für die Pflanzen sofort verfügbare Dünger („Kopfdünger“) und organische langsam wirkende (diese werden erst von den in der Erde lebenden Mikroorganismen für die Pflanzen verfügbar gemacht, und es dauert i. d. R. um die zwei Wochen, bis die Pflanzen in den Genuss des Düngers kommen können. In Kübeln geht es schneller, dort dauert es nur ein paar Tage.).
Ich gebe meinen Tomatenpflanzen, wie schon mehrmals erwähnt, entweder den organischen Flüssigdünger für Tomaten von Neudorff oder setze Jauchen an. Ackerschachtelhalmbrühe bekommen sie ja als vorbeugende und kräftigende Stärkung sowieso alle zwei Wochen. Wer Kompost bei der Pflanzung verwendet hat, muss sich um das Düngen erstmal keine Gedanken machen.
Soweit, so gut! Jetzt werden bald die ersten Blütenstände auftauchen – Tomaten sind selbstbefruchtend, d.h. sie tragen sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale in sich. Normalerweise sind zum Bestäuben keine Maßnahmen erforderlich, da dies vom Wind und diversen Insekten erledigt wird. Da ich in Küstennähe wohne, herrscht hier immer ein zumindest laues Lüftchen, wenn nicht gar Sturm 😉 (Auch deshalb ist das Anbinden unerlässlich). Wer ganz sicher gehen will, kann die Blütenstände zwecks Befruchtung leicht schütteln. Bei Temperaturen ab 30°C stoßen die Pflanzen oft die Blüten ab oder sie bleiben schlichtweg unbefruchtet, was danach ebenfalls zum Blütenfall führt.
Die Früchte reifen übrigens vom Stamm nach außen – im Supermarkt finden sich häufig ganze Fruchtstände, das werden wir so nicht erleben, denn die Reifung wurde künstlich erzeugt. Dazu werden verschiedene Verfahren angewandt; das harmloseste ist das Behandeln mit einem Gas (Ethylen), das die Früchte schneller reifen lässt. Dies merkt man dann am Geschmack – nur Früchte, die sonnen gereift sind, haben das volle Aroma!



Eines noch: Häufig hört/liest man, dass die Tomatenpflanzen Ende August „geköpft“ werden sollen – dies bezeichnet das Abkneifen der Triebspitze. Ebenfalls wird dazu geraten, die obersten Blütenstände auszubrechen. Beides soll dafür sorgen, dass die Pflanze statt ins Wachstum ihre ganze Kraft in das Reifen der noch an ihr vorhandenen Früchte steckt (weil die Saison dann ja schon fast vorbei ist). Ich persönlich handhabe es nicht so, denn dadurch platzen dünnschalige Früchte sehr häufig. Es gab schon Jahre, in denen ich bis in den Dezember hinein Tomaten ernten konnte (da herrschte natürlich kein Frost, sonst wäre es in einem unbeheizten Gewächshaus gar nicht möglich gewesen). Meist ernte ich allerdings bis ca. Ende Oktober. Spätestens, wenn die Tage kürzer werden und die Tag-/Nachttemperaturen extrem auseinanderdriften, drohen diverse Pilzinfektionen.
Zusammengefasst gilt also:
– nicht zuviel düngen
– nicht zu stark wässern (man sagt, dass Pflanzen, die nur mäßig gegossen
werden, schmackhaftere Früchte hervorbringen – das kann ich bestätigen)
– unbedingt verhindern, dass die Pflanze an sich nass wird (Pilzgefahr!)
– regelmäßig ausgeizen
– regelmäßig vorbeugend mit Brühen und/oder Kräutertees behandeln